Im Gesundheitswesen sind so genannte Managed-Care Modelle im Aufschwung. Der Gesundheitsminister und die vorberatenden Kommissionen der Räte befürworten Ärztenetzwerke in der Grundversorgung. Glaubt man den Schlagzeilen der Presse, bringt dies aber auch einen deutlichen Nachteil. Titel wie “Die freie Arztwahl nur gegen Aufpreis” oder “Die Zeit der freien Arztwahl läuft ab” suggerieren, dass die Patienten ihren Arzt nicht mehr selbst wählen könnten oder nur gegen Bezahlung. Dieser Eindruck ist falsch.
Richtig ist, dass man auch bei den vorgeschlagenen Modellen seinen Hausarzt oder sein Ärztenetz nach wie vor frei wählen kann. Im Unterschied zu heute kann man aber nicht mehr für jeden Krankheitsfall einzeln einen Arzt aufs Neue wählen, sondern ist an den zuvor gewählten Hausarzt oder das Ärztenetz gebunden. Natürlich kann man auch dieses wechseln, aber nicht bei jeder Krankheit neu.
Der Hintergrund ist, dass manche Patienten viele verschiedene Ärzte gleichzeitig aufsuchen und sich sogar völlig unkoordiniert behandeln lassen, wenn diese Ärzte nichts von einander wissen. Das ist zwar heute legal, aber medizinisch nicht sinnvoll und kann gar gefährlich sein, etwa wenn unterschiedliche Medikamente bezogen werden, die unverträglich sind. Zudem verteuert dieses Verhalten die Behandlung teilweise enorm. Dies gilt insbesondere auch, wenn Patienten direkt zum Spezialisten gehen, ohne vorher mit dem Hausarzt oder Ärztenetz zu sprechen.
In Ländern mit einem qualitativ mit der Schweiz vergleichbaren, aber deutlich günstigeren Gesundheitswesen — wie etwa in den Niederlanden — gibt es keinen direkten Weg zum Spezialisten. Dies ist gut für die Qualität und senkt die Kosten.
Nur in diesem beschränkten Sinne limitieren die in der Schweiz aktuell diskutierten Modelle die so genannte freie Arztwahl. Die Medien sollten dies viel transparenter kommunizieren und keinen falschen Eindruck erwecken. — Ich bin zudem klar der Ansicht, dass es für die Versicherten im Hinblick auf Qualität und Kosten in der Grundversicherung zumutbar ist, sich einem Ärztenetzwerk anzuschliessen. Die allermeisten Patienten wählen ihren Arzt nämlich ohnehin nicht ständig neu, sondern vertrauen einer bestimmten Person, meist dem Hausarzt.
Somit bedeuten die neuen Modelle faktisch keine starke Einschränkung der Wahlfreiheit. Die in den Medien geschürte Abneigung scheint mir eher psychologische Gründe zu haben, indem der empfundene Optionsnutzen sinkt — frei nach dem Motto: “Ich will zwar keinen neuen Arzt, aber ich könnte sofort zu einem anderen gehen, wenn ich nur wollte.” Daran haben wir uns gewöhnt. In den Niederlanden käme niemand auf diesen Gedanken.