Es ist nicht leicht, ein Notenbanker zu sein. Hiervon hat heute Thomas Jordan, Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Zeugnis abgelegt. Nicht dass ich Mitleid hätte. Die Kunst besteht aber darin, die Wirtschaft mit so viel Geld zu versorgen, dass sich der bestehende Aufschwung verstetigt, ohne gleichzeitig durch zu viel Geld der Inflation Vorschub zu leisten. Weil sie mit der Geldmenge über nur ein Instrument verfügt, konzentriert sich die SNB richtigerweise auf ein primäres Ziel, nämlich die Geldwertstabilität. — Jedenfalls im Prinzip.
Dass die SNB in den letzten Monaten Euro im Umfang von etwa 40 Milliarden erworben hat, ist dabei eine fast historische Ausnahme, zumindest wenn man die letzten 20 Jahre betrachtet. Eine klare Schwächung des Schweizer Fankens ist ihr damit allerdings nicht gelungen. Dafür sitzt sie jetzt auf hohen Euro-Devisenreserven und macht damit Buchverluste in Milliardenhöhe.
Schon seit Herbst 2008 hatte die SNB — wie auch die meisten anderen Notenbanken — die Wirtschaft in grossem Umfang mit zusätzlicher Liquidität versorgt. Der zeitweise Stillstand der Kreditvergabe innerhalb des Bankensystems, das geschwundene Vertrauen der Banken unter einander sowie der Anleger, aber auch die Ausweitung von einer Immobilien-, zu einer Banken- , zu einer Finanz- und schliesslich zu einer realen Wirtschaftskrise hatten diese Liquiditätsspritze nötig gemacht. Damit ist unsere Notenbank für einige Zeit von der Geldwertstabilität als alleinigem Ziel abgewichen.
Die grosse Herausforderung besteht nun darin, diese zusätzliche Liquidität wieder abzubauen, ohne die langsam aufkeimende Wirtschaftserholung zu dämpfen und gleichzeitig eine künftige Inflation zu verhindern. Der Grat zwischen Deflation und Rezession bei anhaltender Euroschwäche einerseits und einem drohenden Inflationsszenario andererseits ist sehr eng und wird durch verschiedene Unwägbarkeiten überlagert.
Die ausführliche Analyse und ein PDF mit Daten findet man hier.