Gestern fand auf SRF 1 wieder einmal eine muntere Debatte über die Kostenentwicklung in unserem Gesundheitswesen statt. Ich war als “Experte am Buzzer” eingeladen. Zu meinem Erstaunen gab es kaum Kontroversen. So war man sich etwa einig, dass rund 20% der erbrachten Leistungen unnötig sind, was etwa 6 -8 Milliarden CHF pro Jahr ausmacht. Die Frage, wie man diese unnötigen Leistungen identifiziert und eliminiert, konnte leider niemand beantworten. — Sendung anschauen: SRF ARENA “Krankes Gesundheitswesen”
Weiter lesen für eine Zusammenfassung einiger meiner Anmerkungen (via SRF News):
Der Experte Timan Slembeck von der ZHAW findet es problematisch, wenn die Überalterung als wichtigste Ursache für die Kostenexplosion bezeichnet wird. Dies sei ein Trugschluss. «Es gibt Studien, die zeigen, dass die demografische Alterung etwa 20 Prozent der Kostensteigerung ausmachen und gegen diesen Teil wollen wir hoffentlich nichts machen.»
«Die Prämien müssen so hoch sein. Der Anteil vom Gesundheitswesen an der Gesamtwirtschaft ist praktisch konstant geblieben.» Für ein reiches Land wie es die Schweiz sei, sei es ganz normal, dass wir rund 10 Prozent des Einkommens für das Gesundheitswesen ausgeben würden. Ökonomisch komme noch dazu: «Das gibt Arbeitsplätze.»
Ein Problem ist, dass Patienten die Qualität nicht beurteilen können. «Es braucht Indikatoren, welche die gute Leistung belohnt», erklärt Slembeck. Der Ökonom will bei den Kantonen ansetzen und den «Kantönligeist» bekämpfen. «Jeder Kanton will eine gute Ausstattung. So haben wir einen Ausstattungswettbewerb und zu viel Konkurrenzdenken bei den Kantonen.»
Ein wirksamer Ansatzpunkt wäre die Schaffung von 7 bis 10 Gesundheits- bzw. Versorgungsregionen, welche die kantonale Struktur im Gesundheitswesen ersetzten würden. Damit könnten die heute teuren Doppelspurigkeiten im stationären Sektor vermieden werden und mehrere Milliarden gespart werden.
Über den Kantönligeist und seine Kostenfolgen habe ich in diesem Blog bereits ausführlicher geschrieben: Zeitbomben im Gesundheitswesen sowie Rüstungswettbewerb der Kantone im Spitalsektor und auch im Sonntagsblick.