5.01.2016

150 Artikel und “Lob” von der NZZ

Dies ist der 150. Beitrag in diesem Blog.

Ein kleines Jubiläum also, zu dem ich mich bei meinen Leserinnen und Lesern herzlich bedanken möchte, für die unzähligen Diskussionsbeiträge und Anregungen. Diese erreichen mich entweder direkt im Blog als Kommentar oder im persönlichen Gespräch mit der Leserschaft. — Fast unbemerkt hat mir die NZZ kürzlich ein Lob ausgesprochen, als sie mich in die Liste der einflussreichsten Ökonomen der Schweiz 2015 aufgenommen hat. Dies beruht vermutlich nur auf einem groben Versehen der Redaktion, freut mich aber trotzdem sehr…

Meine Studierenden weise ich immer wieder gerne auf einzelne Beiträge hin, sei dies aus aktuellem Anlass oder weil es um grundsätzliche Erkenntnisse geht, welche ich in den Kategorien Forschung, Anreizunverträglichkeit und The Mythbuster abgelegt habe. — Manchmal höre ich dann den lakonischen Satz: “Ja, ja, Herr Professor… wir wissen schon: es steht alles in ihrem Blog..!” Ob ich manchmal nervig bin?

Die Aufnahme ins Ranking der einflussreichsten Ökonomen der Schweiz im letzten Jahr habe ich nur durch Zufall bemerkt. Das liegt daran, dass ich irgendwie auf Platz 47 von 51 gelandet bin und sich kaum jemand das vollständige Ranking angeschaut hat. Aufgenommen wurde nur, wer in der Öffentlichkeit und in der Forschung 2015 Spuren hinterlassen hat.

Methodisch könnte man das Ranking natürlich sehr hinterfragen. Immerhin wird die verwendete Methodik beschrieben und ist in etwa nachvollziehbar.*

Statt in Methodenkritik, übe ich mich lieber im Schönrechnen.

Wenn man nämlich die 13 Personen abzieht, welche nicht an einer Schweizer Institution, sondern im Ausland tätig sind, komme ich im nationalen Ranking auf Platz 34, was schon deutlich besser klingt.

Interessant ist vielleicht noch, dass bei der Medienwahrnehmung meine Auftritte im 10vor10 und Kassensturz nicht berücksichtigt wurden. Weil bei der Auswertung zudem zwar die NZZ am Sonntag, aber nicht der Blick am Sonntag (mit meiner monatlichen Kolumne) erfasst wurde — obwohl letzterer die meistgelesene Zeitung am Sonntag ist — hat man mir viele Punkte vorenthalten. Zudem wurde der Impact dieses Blogs vergessen… Eigentlich wäre ich wohl in den Top 10… ;-) Doch genug des Schönrechnens.**

Ich wüsche meiner Leserschaft ein tolles 2016 und freue mich auf viele spannende Kommentare!

*NZZ vom 5.9.15

Die finale Rangliste weist schliesslich nur Ökonomen auf, die an Institutionen in der Schweiz, Deutschland oder Österreich arbeiten. Damit eine Person in das Ranking aufgenommen wird, sind in der Forschung mindestens fünf Zitate notwendig. Ebenfalls muss die Person in der Öffentlichkeit aufgefallen sein, weshalb nicht weniger als fünf Medienzitate oder mindestens fünf Punkte in der Politik-Umfrage vorgewiesen werden müssen.

Falls diese beiden Hürden übersprungen werden, kommt folgender Mechanismus zum Zug: In jeder Säule erhält der stärkste Ökonom 250 Punkte, alle anderen bekommen ihre Punkte proportional dazu. In der Zusammenrechnung zählen Medien und Politik einfach, die Forschung doppelt; das bedeutet, dass öffentliche und akademische Wahrnehmung am Ende gleich gewichtet werden. Ein Ökonom kann somit höchstens 1000 Punkte erreichen – in diesem Fall wäre er der einflussreichste Ökonom in allen drei Säulen

**Diese Ausführungen sollen nur zeigen, wie wenig robust ein solches Ranking ist. Nächstes Jahr fliege ich wohl wieder raus….

Das vollständige Ranking findet man hier.

Kommentare

Sehr geehrter Herr Slembeck,
bitte erlauben Sie mir bei dieser Gelegenheit (Jubiläum) auf Ihren Blog vom 21.3.2011 zurück zu greifen. Sie hatten sich damals positiv geäussert, dass sich ‘die Medienlandschaft von “News” zu “Opinion” bewege’.
Ich hatte, als ich dies las, etwas gestutzt, aber so glaube ich, Sie sehr wahrscheinlich falsch verstanden. Auf jeden Falle habe ich eben etwa über 3 Stunden versucht in der Englischen Medienlandschaft ähnliche Aussagen und Begründungen zu finden wie ich diese z.B. auf YouTube im Deutschen Sprachraum ohne Schwierigkeiten und mit Erfolg fand, nämlich intelligente Auesserungen über die Hintergründe des Chaos im Nahen Osten (auch Flüchtlingskriese). Siehe weiter unten 3 Links. Nun habe ich in diesen 3 Stunden nichts als Meinungen gefunden und keine einzige sachliche und nüchterne Recherche in diesem Gebiet. Ich frage mich, in wiefern mich nun diese Meinungen bereichert haben und inwiefern z. B. ein Amerikaner unter diesen Umständen, je ein Gefühl auf eine freie (vorurteilsfreie) Berichterstattung entwickeln könnte.
Herr Slembeck, ich lese Sie immer mit grossem Vergnügen, denn Ihre “Meinungen” sind begründet und sicher nicht als Mainstream abzutun.
Gerne hätte ich zum Beispiel, Ihre Analyse zu dem angesprochenen Thema gelesen, hier darum die drei Links, die gleich zur Sache führen: https://youtu.be/I3Dr9Cp-9ns (Kurzfilm mit Udo Ulfkotte 3′52″); https://www.youtube.com/watch?v=syygOaRlwNE (Michael Lüders, “Wer den Wind säht”, 1h11′04″) und zu Schluss https://www.youtube.com/watch?v=VkLsN4ogWqE (Udo Ulfkotte, ausführlichere Aussagen, 1h29′09″)
Entschuldigen Sie mein Deutsch, recevez mes meilleures salutations Jean-Daniel Mottier

Sehr geehrter Herr Mottier,
vielen Dank für Ihre interessanten Bemerkungen und das Lob!
Meinen Rückblick auf das erste Jahr (im März 2011) habe ich in Australien geschrieben, wo ich mein Sabbatical verbrachte. Im dortigen TV gab es eine Diskussionssendung über die zukünftige ökonomische Basis der Medien. Im Kern:

Aufgrund des Internets ist es schwierig, Geld für “News” zu verlangen, weil diese meist kostenlos verbreitet werden. Um Orientierungshilfe zu erhalten, sind die Medienkonsumenten aber bereit, Geld für gut begründete “Opinion” auszugeben — so jedenfalls die Hypothese.

Gute Journalisten” recherchieren demnach nicht nur die Fakten, sondern liefern auch die Hintergründe und ordnen die Dinge und Geschehnisse ein (z.B.: Wer hat welches Interesse, dass dies geschieht / nicht geschieht?). Es ist dann den Medienrezipienten überlassen, welche Erklärungen / Begründungen sie gut oder glaubhaft finden. Letztlich läuft es auch auf die Frage der Reputation des Medienschaffenden bzw. des Publikationsorgans / des Verlags hinaus.

Als Konstruktivist glaube ich persönlich ohnehin nicht an eine “objektive Realität”. Jeder muss sich immer aus verschiedenen Quellen, seine eigene Meinung bilden — kein Medium kann uns das abnehmen.

Ja, Udo Ulfkotte hat spannende Geschichten zu erzählen. Momentan läuft in Deutschland eine Diskussion, zu der ich mir aber noch kein Bild gemacht habe. Hier eine Art Kritik an Ulfkotte. — Dass die USA auch Ressourcen-Kriege im eigenen Interesse führen und andere Länder (die Nachbarländer und Europa) dann von den Folgen betroffen sind, scheint mir ein plausibler Aspekt eines komplexen Themas.
Beste Grüsse, Tilman Slembeck

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