30.03.2015

Wie gefährlich ist der Preiszerfall?

In der Schweiz sinken die Preise. Für die Konsumenten klingt dies zunächst einmal positiv, aber eine ausgewachsene Deflation ist kein Spass. Sie kann sogar in eine Rezession führen. Dies geschieht, wenn die Konsumenten nicht mehr kaufen, da sie auf sinkende Preise warten. Weil die Firmen dann weniger verkaufen, sinken die Löhne und es kommt zu Entlassungen. Die Wirtschaft gerät in eine Abwärtsspirale.

Von diesem Szenario sind wir glücklicherweise noch weit entfernt. Wie das Bundesamt für Statistik berechnet hat, sanken die Preise im letzten Monat um 0.8 Prozent. Billiger wurden vor allem Benzin und Heizöl, aber auch andere Importe wie Bücher, Lebensmittel und Pauschalreisen. Soweit die gute Nachricht.

Wie steht es aber um unsere Firmen? Die Kehrseite der Entwicklung besteht in sinkenden Produzentenpreisen. Diese haben im Vergleich zum Vorjahr um 2.2 Prozent abgenommen. Vor allem die Preise der Exportgüter sind unter Druck geraten. Dies bedeutet weniger Einnahmen und hat teilweise bereits zu Stellenabbau geführt.

Für die weitere Entwicklung kommt es einerseits auf den Euro an. Falls er sich erholt, wird unsere Wirtschaft wieder konkurrenzfähiger. Ein schwacher Franken erhöht die Exportmöglichkeiten und bietet den Produzenten Spielraum für Preisanpassungen nach oben.

Wichtig ist aber auch das Verhalten der Konsumenten im Inland. Solange der inländische Konsum nicht einbricht, und die Löhne nicht sinken, droht uns keine Abwärtsspirale. Glücklicherweise ist ein grosser Teil unseres Konsums nicht aufschiebbar. Die wenigsten senken ihren heutigen Fleischkonsum in Erwartung künftiger Preissenkungen beim Fleisch. Zu einem „Konsumstreik“ kann es allenfalls bei dauerhaften Konsumgütern, wie Autos oder Unterhaltungselektronik kommen, die wir aber nicht in der Schweiz produzieren.

Allenfalls könnte der Tourismus betroffen sein, wenn Herr und Frau Schweizer den Urlaub im eigenen Land aufschieben, um auf sinkende Preise zu warten. – Hoffen wir also, dass die Konsumenten bei Laune bleiben.

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Eine gekürzte Fassung dieses Artikels ist in meiner Kolumne im Sonntagsblick am 29. März 2015 zuerst erschienen.

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