8.12.2013

Studienwahl und Geschlecht

Männer mögen Zahlen und Technik. Frauen bevorzugen soziale und kreative Berufe. Dies ist nicht nur ein Klischee, sondern entspricht der statistischen Wahrheit (siehe Graphik). Über die Gründe der geschlechterspezifischen Studienwahl ist schon viel diskutiert worden und es gibt Bemühungen, Frauen vermehrt für technische und naturwissenschaftliche Berufe zu begeistern. – Was hierbei gerne vergessen wird ist der Umstand, dass nicht nur das Studienfach selbst, sowie die damit verbundenen Berufsaussichten eine Rolle spielen, sondern auch die Mitstudierenden. Wer sich für eine Studienrichtung entscheidet, wählt nicht nur ein Fach, sondern auch eine Community.

Auf die Frage nach den Gründen für einen Wechsel weg von einer technischen oder naturwissenschaftlichen Studienrichtung, hin zu geistes- oder sozialwissenschaftlichen Fächern, erhält man von Frauen öfters die Antwort, dass die Inhalte zwar interessant gewesen seien, aber das Studienumfeld, insbesondere die Kommilitonen, nicht zugesagt hätten. Beispielsweise werden Konkurrenzdenken und mangelnde Kollegialität ebenso bemängelt wie Einzelkämpfertum und soziale Distanz.

In wiefern dies – gemäss den gängigen Klischees von introvertierten Mathematikern und weltfremden Informatikern – typisch männliche Charakteristika sind oder ob sie  geschlechtsunabhängig vermehrt in gewissen Fachbereichen auftreten, ist freilich unklar.

Allerdings scheint das persönliche Studienumfeld, der Kontakt und Austausch mit den Mitstudierenden, nicht zuletzt für Frauen, ein wichtiger Faktor zu sein. Fehlt der soziale Anschluss während des Studiums, erweist sich etwa die Integration in Arbeits- und Lerngruppen als schwierig und werden die Kommilitonen als deutlich andersartig empfunden, kommt es zu einem Studienwechsel, selbst wenn das Fach an sich interessant wäre. Frauen die dies antizipieren, wählen vielleicht von Beginn an Studienfächer, in welchen sie eher unter ihresgleichen studieren können.

Dies ist eine Hypothese, die sich wohl nur anhand von Umfragen untersuchen lässt. Falls sie zutrifft würde dies einen zusätzlichen Beitrag zur Erklärung liefern, warum es trotz jahrelanger Bemühungen schwierig ist, Frauen für MINT-Disziplinen* zu begeistern.

Zudem würde sie keine optimistische Prognose erlauben, was die Handlungsmöglichkeiten betrifft. Denn falls gewisse Eigenschaften und Verhaltensweisen der Studierenden tatsächlich charakteristisch für manche Disziplinen sind und sich diese negativ auf die Studienwahl von Frauen auswirken, lässt sich daran wohl nicht so einfach etwas ändern.

*MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik

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