Bei der Kommunikation rund um die Managed-Care Vorlage vom 17. Juni hapert es. Die meisten Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben noch nicht entschieden, ob sie JA oder NEIN einlegen sollen, denn viele wissen nicht, worum es in dieser Vorlage überhaupt geht. In der Sendung 10vor10 habe ich versucht, die wichtigsten Punkte zu klären: Videoportal SF; weitere Infos und Links hier. — Wer sich für die geplanten Anpassungen des Selbstbehalts interessiert, liesst bitte weiter…
Franchise vs. Selbstbehalt
Mit der Managed Care Vorlage ändern sich die wählbaren Franchisen nicht. Sie werden weiterhin vom Bundesrat festgelegt. Folgende Tabelle zeigt, dass lediglich der jährliche Selbstbehalt leicht angepasst wird, welcher anfällt, sobald zusätzliche Leistungen über die Franchise hinaus bezogen werden.
Im Vergleich zu heute, entsteht eine Mehrbelastung von maximal 300 Fr. pro Jahr, wenn sich ein Versicherter keinem Ärztenetz anschliesst und zudem 7′000 Fr. bzw. 9′200 Fr. an Leistungen pro Jahr bezieht.
Für Versicherte in einem Ärztenetz reduziert sich der maximale Selbstbehalt um 200 Fr. pro Jahr. Zudem müssen sich diese Versicherten neu nur noch bis zu einer Grenze von 5′300 Fr. (bisher 7′300 Fr.) an den Leistungen beteiligen (bei Franchise 300 Fr.). Bei Versicherten mit maximaler Franchise von 2′500 Fr. sinkt diese “Freigrenze” — ab welcher jegliche Zuzahlung wegfällt — ebenfalls um 2′000 Fr.; von heute 9′500 Fr. auf neu 7′500 Fr.
Für Versicherte ohne Ärztenetz bleibt diese Freigrenze fast unverändert (siehe letzte Zeile in der Tabelle). Ein direkter Vergleich der jährlichen Selbstbezahlung (Franchise + Selbstbehalt) ist aus den beiden nachfolgenden Graphiken ersichtlich.
Wie viel ein Versicherter schliesslich selbst bezahlt, hängt nach wie vor massgeblich von der gewählten Franchise ab.
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Zudem wissenswert….
Sommaruga wirbt für ein Ja
SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga skizzierte vor bald zehn Jahren die Grundidee der Managed-Care-Reform: Versicherte mit freier Arztwahl sollen mehr Selbstbehalt bezahlen als solche, die sich einem Ärztenetzwerk mit Budgetverantwortung anschliessen. Dies ist auch der Kerngehalt der aktuellen Reform, die am 17. Juni zur Abstimmung gelangt. Und damals wie heute steht Sommaruga im Gegensatz zu ihrer Partei hinter der Revision: «Ich habe mich immer für die Managed-Care-Vorlage eingesetzt, bin selber seit vielen Jahren in einem solchen Ärztenetzwerk versichert», teilte sie auf Anfrage des TA mit. «Eine gute Zusammenarbeit unter den Ärzten bringt auch den Patienten sehr viel. An meiner Haltung hat sich bis heute nichts geändert.» Die Justizministerin befürwortet die Vorlage vor allem, «weil sie die Qualität der medizinischen Versorgung verbessert und weil sie dazu beiträgt, dass im Gesundheitswesen das Geld am richtigen Ort eingesetzt wird».
Erstmals fügte der Ständerat 2003 die Idee der damaligen Nationalrätin und Konsumentenschützerin Sommaruga in eine Gesetzesrevision ein. Der differenzierte Selbstbehalt scheiterte damals aber am Widerstand des Nationalrats. Im Oktober 2011 schaffte es die Managed-Care-Reform schliesslich doch durch beide Räte. Die Ärzteverbindung FMH und die SP ergriffen jedoch das Referendum. (br/paf) Quelle: 22.5.12 Der Bund