3.04.2010

Der UBS mangelt es an allem…

… vor allem an Intelligenz, Sensibilität und Anstand. Das hat kürzlich (sinngemäss) der Chefredaktor Wirtschaft der NZZ, Gerhard Schwarz, geschrieben. Das sind scharfe Worte für jemanden, der die liberale Marktwirtschaft seit Jahrzehnten vehement verteidigt.

Dass die UBS früheren Topmanagern weitgehend freiwillig Geld nachwirft, ist absolut stossend und nicht nachvollziehbar. Und dass sie der Generalversammlung vom 14. April die globale Entlastung des früheren Kaders beantragt, ist bestenfalls ein verspäteter, aber überaus geschmackloser Aprilscherz. – Der grösste Schaden, da ist Schwarz beizupflichten, besteht aber darin, dass derartiges Verhalten das ohnehin angeschlagene Vertrauen in die Marktwirtschaft zusätzlich schwächt. Ungläubig staunend muss ich feststellen, dass sich diese Leute der Tragweite ihres Tuns anscheinend nicht bewusst sind. Ist es tatsächlich eine Kombination aus Dummheit und Raffgier?

Wie so oft sind es einige wenige schwarze Schafe, die den grossen Schaden anrichten. Die Exzesse einiger Banker bringen “die Manager” und “die Marktwirtschaft” in Verruf und leiten Wasser auf die Mühlen der Regulatoren und Interventionisten. Die Gefahr unsinniger Staatseingriffe durch den Übereifer aktivitätsbesessener Politiker ist gross.

Können meine Studentinnen und Studenten noch stolz sein, Wirtschaft und Management zu studieren? Dürfen sich unsere Absolventen noch als angehende Manager outen oder sollten sie dies beim nächsten Smalltalk besser schamhaft verschweigen?

Banking zu studieren, ist jedenfalls noch nicht aus der Mode gekommen. Und ich hoffe, dass ich den Studierenden ein gesundes Mass an kritischer Distanz zur Institution Markt mitgeben kann. Schliesslich halte ich eine Reihe von Vorlesungen, welche das Thema Marktversagen ausführlich behandeln.

Leider entlastet mich dies nur teilweise. Die Erkenntnis, dass die Marktwirtschaft gewisser Regeln bedarf, dass nicht alle diese Regeln formal fixiert sind - und deshalb nicht alles, was nicht ausdrücklich verboten ist, auch erlaubt ist - und dass jeder Einzelne deshalb auch eine Verantwortung für das ganze System trägt, muss wohl noch stärker betont werden.

Eine liberale Marktwirtschaft, in welche der Staat nur bei wohldefiniertem Versagen eingreift und wo ein (reales oder vermeintliches) Marktversagen nicht durch ein noch grösseres Staatsversagen ersetzt wird, verfügt schliesslich über die Charakteristika eines öffentlichen Gutes. Und dieses, so lehrt uns die ökonomische Theorie, wird von Privaten nicht oder nur in ungenügendem Masse bereitgestellt. Somit bleibt am Schluss dann doch der Appell an die Eigenverantwortung. Ohne diese geht es wirklich nicht.

Kommentare

Heute zusätzliche Infos in der NZZ über die Möglichkeiten und Grenzen einer Décharge von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung von Aktiengesellschaften (von Peter V. Kunz, Uni Bern).

Heute wurde an der Generalversammlung in Basel die Décharge für das Jahr 2007 von einer Mehrheit nicht erteilt. Vermutlich ist die Wirkung nur symbolisch — aber immerhin.

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