Wie schlecht geht es eigentlich dem Euro?
Momentan ist die Euro-Krise in den Medien allgegenwärtig. Für eine angeblich kranke Währung hält sich der Euro allerdings erstaunlich gut. Die Medien verwechseln die Finanzprobleme einiger Staaten der Eurozone mit einer vermeintlichen Währungsschwäche.Liegen die Probleme der Euro-Mitgliedsländer am Euro?
Betrachtet man die langfristige Entwicklung des Euro im Vergleich zu den 20 wichtigsten Währungen, geht es dem Euro erstaunlich gut. So hat er sich während der letzten 10 Jahr um 18% aufgewertet und liegt momentan recht genau beim langjährigen Durchschnitt; vgl. folgende Graphik (Quelle EZB).
Insbesondere gegenüber dem US-Dollar hat sich der Euro in den letzten 10 Jahren nominell um gut 50% aufgewertet und liegt aktuell mit 1.37 $/Euro sogar über dem langfristigen Durchschnitt von 1.27; vgl. folgende Graphik (Quelle EZB).
Die Probleme der Euro-Länder bestehen also nicht aufgrund einer Euro-Schwäche, wie dies etwa die Bilder in der Schweizer Tagesschau suggerieren. Der schwache Euro ist ein Mythos.
Der tatsächliche Zusammenhang sieht etwas anders aus. Die Länder der Eurozone erfüllen die Kriterien für einen einheitlichen Währungsraum nur teilweise. Insbesondere sind sie in ihrer Struktur und Entwicklung zu unterschiedlich, als dass man problemlos eine gemeinsame Währungspolitik betreiben könnte. Zentral ist auch, dass es keine einheitliche Fiskalpolitik gibt und deshalb Länder mit ungenügender Finanzdisziplin nicht durch Abwertung der eigenen Währung bestraft werden können.* Die Maastricht-Kriterien, welche vormals für einen Beitritt zum Euro erfüllt werden mussten und der Staatsverschuldung Grenzen setzen sollten, werden heute nur noch von ganz wenigen Euroländern erfüllt. Ende 2010 waren dies Luxemburg, Slovakei, Slovenien und Finnland.
Und schliesslich hat der Euro einigen Ländern so tiefe Zinsen beschert, dass sich öffentliche und private Haushalte übermässig verschuldet haben. Sie haben in den letzten 10 Jahren auf Pump gelebt und jetzt wird die Rechnung präsentiert. – In diesem beschränkten Sinne ist der Euro mitschuldig an der nach ihm benannten Krise.
*Auf diese Problematik hatten viele Ökonomen warnend hingewiesen. Auch das EU-Parlament war sich dessen bewusst und hat 1997 eine “Entschließung zur Koordinierung der Haushalts- und Steuerpolitiken in der Währungsunion” gefasst; vgl. ausführlicher den Blogeintrag vom Mai 2010 sowie die Kommentare dazu.