Heute hat die SNB bekannt gegeben, dass sie die Liquidität an Schweizerfranken weiter erhöht. Sie hatte das selbe bereits vor einer Woche getan — allerdings ohne Wirkung auf den Frankenkurs — sodass die Geldmenge innert Wochenfrist um 90 Mrd. CHF gestiegen ist.
Um den Anstieg der Frankenliquidität zu beschleunigen, wird die Nationalbank zusätzlich Devisenswap-Geschäfte abschliessen.* Damit interveniert die SNB wiederum am Devisenmarkt (wenn auch mit einem anderen Instrument als zuletzt, d.h. ab 2010), ohne eine zu erreichende Kursgrenze anzugeben. Dies könnte sich als kontraproduktiv erweisen.
Wenn nämlich die SNB aufgrund eines weiteren Anstiegs des Frankens doch noch zu einem vorübergehenden Wechselkursziel im Sinne einer Untergrenze für den Euro übergehen muss, braucht sie vor allem eines, nämlich Glaubwürdigkeit; vgl. Blogeintrag.
Durch eine erneute Devisenmarktintervention ohne klare Zielsetzung läuft sie Gefahr, genau jene Glaubwürdigkeit vorzeitig zu verlieren, diese künftig nötig hat, um eine Wechselkursgrenze nachhaltig durchsetzen zu können. Sie verschiesst Pulver, das sie vielleicht noch dringend brauchen wird.
Das Timing der SNB ist dabei unglücklich. Anscheinend glaubt sie selbst nicht an die Wirksamkeit der vor einer Woche eingeleiteten Liquiditätsausweitung. Ansonsten hätte sie mit neuen Massnahmen länger zuwarten müssen. Falls die SNB stattdessen von einem weiteren Kursanstieg ausgeht, müsste sie bereits jetzt zu stärkeren Massnahmen, wie eben einer Wechselkursgrenze, greifen. Momentan scheint das Prinzip Hoffnung federführend zu sein.
Es ist der SNB zuzugestehen, dass das richtige Timing von geld- oder währungspolitischen Massnahmen in einem derart dynamischen, um nicht zu sagen chaotischen Umfeld, sicherlich äusserst schwierig ist. Ebenso sicher ist aber auch, dass Zögerlichkeit und Zweifel der Marktteilnehmer an der Entschlossenheit einer Notenbank sehr teuer werden können.
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Nachtrag vom 25. August 11
Interventionskosten
Viele Kommentatoren befürchten hohe Kosten einer Wechselkursintervention; z.B. J. Baumberger; vgl. Kommentar unten. Insbesondere geht es um die negativen Folgen einer langfristigen Inflation, welche durch Eurokäufe ausgelöst werden könnte.
Hierzu ist festzuhalten, dass die zur Erreichung einer bestimmten Untergrenze des Wechselkurses notwendige Menge an Schweizerfranken massgeblich von der Glaubwürdigkeit der SNB abhängt.
Alle Besitzer von Schweizerfranken, welche diese nicht zu Transaktionszwecken halten (egal ob wir sie Anleger, Spekulanten oder sonstwie nennen), haben bei Ankündigung einer Wechselkursuntergrenze, welche über dem aktuellen Kurs liegt einen starken Anreiz, ihre Schweizerfranken unverzüglich zu verkaufen, sofern sie an die Durchsetzung des Ziels durch die SNB glauben.
Wenn beispielsweise der aktuelle Kurs des Euro 1.15 CHF beträgt und die SNB ein Kursziel von 1.30 CHF ankündigt, muss ein rationaler Anleger sogleich Schweizerfranken verkaufen, was dessen Kurs automatisch schwächt.
Wenn im Extremfall alle Anleger rational und davon überzeugt sind, dass die SNB ihr deklariertes Ziel durchsetzen wird, muss die SNB gar nicht intervenieren und die Kosten sind deshalb null.
Je weniger rational die Anleger sind und je weniger glaubwürdig die SNB agiert, umso stärker muss sie intervenieren, um den Markt von der Untergrenze zu überzeugen.
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*Devisenswap-Geschäfte
(sda) Bei den Devisenswaps kauft die SNB Devisen. Bei diesen Geschäften gibt es zwei Arten: Bei einem Liquiditätsswap kauft die SNB bei den Banken ausländisches Geld gegen Franken und behält dies für eine gewisse Zeit, normalerweise eine Woche bis sechs Monate.
So kommen Franken in den Umlauf. Nach Ablauf der festgelegten Frist muss die SNB die Devisen aber zu einem vorher definierten Kurs zurückverkaufen. Von einem Abschöpfungsswap – die zweite Art von Devisenswap – ist die Rede, wenn die Währungshüter in der gleichen Art von den Banken vorübergehend Franken gegen Devisen kaufen.