…weder bei anderen, noch bei Dir selbst!
So lautet das erste Gebot des Ehrencodex der Wissenschaft. Und wer doch abschreibt, muss es unmissverständlich deklarieren. Das nennt sich zitieren und gilt für Studenten wie Professoren gleichermassen.
Einer der bekanntesten VWL-Professoren des deutschsprachigen Raums, Bruno S. Frey von der Uni Zürich, ist nun mit diesem Gebot in Konflikt gekommen. Nicht, dass er Forschungsergebnisse anderer unter eigenem Namen publiziert hätte – das wäre ein Plagiat. Stattdessen hat er, gemeinsam mit Koautoren, seine eigenen Forschungsergebnisse in leicht veränderter Form in vier verschiedenen Fachzeitschriften gleichzeitig publiziert. Weil darin nicht auch auf die jeweils anderen Publikationen verwiesen wurde, handelt es sich um ein Eigenplagiat.
Die Mehrfachpublikation der selben Idee oder der selben Ergebnisse ist nicht ganz ungewöhnlich. Dies geschieht zwecks Verlängerung der Publikationsliste. Manchmal werden Ergebnisse aus diesem Motiv heraus auch scheibchenweise publiziert. Allerdings verlangen die Herausgeber der Fachzeitschriften stets, dass ein Autor alle verwandten Publikationen zitiert – auch die eigenen – und die selbe Arbeit nicht parallel bei verschiedenen Zeitschriften einreicht. Hiergegen haben Frey et al. offenbar verstossen und die Uni Zürich hat anscheinend eine Untersuchung eingeleitet.
Zudem existiert zumindest eine Studie von Wayne Hall aus dem Jahre 1986, welche der Arbeit von Frey et al. sehr nahe kommt. Diese Arbeit hätte eigentlich zitiert werden müssen. Man findet sie sehr leicht, wenn man etwa bei Google Scholar „titanic survivors“ eingibt als 5ten Treffer.
Auch wenn die Gefahr des Eigenplagiats bei Studierenden nicht so gross ist, wie bei Professoren, sei ihnen nochmals ans Herz gelegt, ehrlich und vollständig zu zitieren. Wenn Quellen, die in einem Themenbereich einschlägig sind, nicht zitiert werden, ist es nachher sehr schwierig darzulegen, dass man von deren Existenz nichts gewusst hat. Und bei den eigenen Werken kann man sich mit Nichtwissen über deren Existenz definitiv nicht herausreden.
Ins Rollen gebracht wurde die Angelegenheit von einem Journalisten und Blogger:
… der Tagesanzeiger und die NZZ haben darüber berichtet. Ein Interview von Bruno Frey erschien in 20Minuten.
Dass das Kopieren guter Produkte in der Wirtschaft nicht unbedingt schädlich sein muss, habe ich übrigens hier diskutiert.