An meiner Tankstelle herrscht fast jede Woche ein anderer Literpreis. Doch in vielen Märkten passen sich die Preise für Konsumgüter mit zeitlicher Verzögerung an. Im Fachjargon wird von „sticky prices“ gesprochen. Preisschilder und Preislisten sind oftmals vorgedruckt. Und die Anbieter zögern mit Preisanpassungen, vor allem nach unten.
Dabei gäbe es bei uns einigen Grund für Preissenkungen. Denn der Import von Waren aus dem Ausland wird aufgrund des starken Frankens immer günstiger. Im letzten Jahr sind alle wichtigen Währungen im Vergleich zum Franken schwächer geworden.; vgl. nachfolgende Graphik der Nationalbank (SNB).
Trotzdem sinkt der Preis vieler importierter Konsumgüter bei uns kaum. Besonders ausgeprägt ist dies bei Büchern und Zeitschriften, aber auch bei Kleidung zu beobachten. Hier wird oftmals mit antiken Wechselkursen gerechnet.
Beispielsweise wird eine Herrenhose in der Schweiz für 169 CHF verkauft, während sie in Deutschland nur 90 Euro kostet (siehe Bild oben). Nimmt man den aktuellen Wechselkurs von 1.22 CHF/Euro und berücksichtigt noch die Differenz der Mehrwertsteuer, kostet die Hose in Konstanz deutlich weniger als 100 CHF. Die Schweizer verlangen also etwa 70 Prozent mehr für das identische Kleidungstück.
Der Grund liegt zum einen darin, dass die Schweizer Firmen die Waren schon früher zu einem teureren Wechselkurs eingekauft haben und jetzt ihre Marge nicht verlieren möchten. Zum anderen liegt es aber auch an mangelndem Wettbewerb.
Markenprodukte, wie diese Hose, unterliegen oft einem kartellistischen Preisverhalten, indem vom Hersteller eine “unverbindliche Preisempfehlung” abgegeben wird, an die sich der Handel in aller Regel hält. Durch diese vertikalen Preisabsprachen – auch Preisbindung zweiter Hand genannt – wird der Wettbewerb behindert.
Immerhin können die Konsumenten hier einschreiten, und zwar indem sie im Ausland einkaufen. Was für Lebensmittel im grenznahen Bereich gang und gäbe scheint, wird sich wohl auch auf dauerhafte Konsumgüter wie Autos, Kühlschränke und Kleider ausweiten. Es ist höchste Zeit, dass die günstigeren Importpreise endlich an die Konsumenten weiter gegeben werden.
Wenn die Schweizer Exporteure unter dem starken Schweizer Franken leiden, sollen wenigstens die Konsumenten profitieren. – Und: ja, ich habe die Hose tatsächlich in Deutschland gekauft. Nicht nur eine…