1.03.2011

Bundling und Flat Rates

Wer eine Hotelübernachtung bucht, kauft ein Leistungsbündel. Ökonomen sprechen deshalb von „bundling“. Im Laufe der Jahre hat sich das Bündel massgeblich erweitert. Ein eigenes Bad und WC gehören heute bei einem normalen Hotelzimmer ebenso dazu wie Handtücher, elektrischer Strom und heisses Wasser. Das war nicht immer so. Früher gab solches nur gegen Aufpreis und die Klimaanlage oder der Fernsehapparat mussten bei Bedarf mit Münzen gefüttert werden.

Was uns heute bei Standardleistungen – wie heissem Wasser – undenkbar erscheint, gibt es in anderen Bereichen immer noch, nämlich beim Internetzugang. Selbst in guten, teuren Hotels zahlt man in Australien für das Internet über 50 Rappen pro Minute. Alternativ kann man sich auch für Pauschalen von 20 bis 30 CHF pro Tag entscheiden. Besucher aus Europa und vor allem den USA sind regelmässig überrascht über diese Extrakosten, wie mir die Concierges verschiedener Hotels versicherten.

Ökonomisch gesehen gibt es eine einfache Erklärung, nämlich mangelnden Wettbewerb. Zu Beginn des Internets war es auch in der Schweiz üblich, dass der Internetzugang, z.B. von daheim, im Minuten- oder Stundentakt abgerechnet wurde. Das Aufkommen verschiedener Internetanbieter und die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes führten dazu, dass sich die Zeitgebühren immer mehr in Richtung der Grenzkosten entwickelten. Und diese betragen ziemlich genau null.

Weil dem Betreiber aber Fixkosten anfallen, wurden die Zeitgebühren allmählich durch fixe Zugangsgebühren abgelöst – besser bekannt unter der Bezeichnung „flat rate“. Wohl jeder, der heute das Internet privat regelmässig benutzt, bezahlt eine Monatsgebühr, die sich nach der Zugangsgeschwindigkeit unterscheidet, aber nicht nach der effektiven Nutzung. Dies entspricht genau dem, was man aufgrund der ökonomischen Theorie erwarten würde.

Anders ist es bei den Handygebühren in der Schweiz. Dort gibt es schier unendlich viele Kombinationen aus Nutzungsgebühren (pro Anruf, pro Minute, pro SMS etc.) und monatlichen Abogebühren. Zwar sind auch hier die Grenzkosten für den Anbieter nahe bei null, doch ist der Wettbewerb zu gering, als dass sich die Flatrate überall durchgesetzt hätte. Beim Schweizer Festnetz sehen wir immerhin bereits die Tendenz zu minimalen Minutengebühren bzw. Flatrates. Schon vor 20 Jahren waren übrigens in den USA lokale Telefonate „gratis“, d.h. in den Anschlussgebühren inbegriffen.

Somit darf man zuversichtlich sein, dass der Wettbewerb auch in den australischen Hotels zu akzeptablen Flatrates bzw. Leistungsbündeln führen wird. Unsere Enkel werden sich einst wundern, warum das Internet noch anno 2011 extra zu berappen war. – Bezüglich des Wettbewerbs im Schweizer Mobilkommunikationsmarkt bin ich da etwas weniger zuversichtlich. Mit nur zweieinhalb Anbietern werden die Nutzungsgebühren weiterhin hoch bleiben.

Kommentare

Der Wettbewerb setzt sich durch…

Es gibt in Australien doch Orte, wo das Internet gratis ist! — Bei McDonald’s und Hungry Jack’s…
Die Fastfood-Ketten stehen im Wettbewerb mit den lokalen Anbietern. Um sich einen Vorteil zu verschaffen, haben sie ihr “Restaurant-Bündel” ergänzt.
Die grosse, internationale Backpacker-Szene, die hier mit iPhone, iPad und Laptop unterwegs ist, und mit daheim in Kontakt bleiben will — oder die am Tage neu getroffenen Freunde auf Facebook verlinken will — strömt in Scharen in die Fresstempel… Ja, so funktioniert der Wettbewerb.

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