29.03.2010

Google is(s)t monophag

Warum Google öffentliche Güter herstellt und wie man damit forschen kann

Google ist umstritten. Selbstversuch gefällig? Im Google-Suchfenster folgendes eingeben: Google ist . Es folgt eine Auswahl von Attributen wie gut, böse, toll, gefährlich, gott, dein feind usw.

Dass Google jeden Tag enorme Mengen an Daten über uns sammelt, macht vielen Angst. Google weiss, was wir wollen, mit wem wir mailen, welche Daten wir herunterladen, welche Bücher wir lesen, wo wir wohnen und wie unser Haus aussieht. Darüber diskutiert die Netcommunity eifrig. Google macht uns aber auch Informationen zugänglich, die wir sonst kaum finden würden – das kann selbst einer Regierung Angst machen, jedenfalls in China.

Um das Image dennoch aufrecht zu erhalten, schafft Google aber auch öffentliche GüterDamit ist nicht nur die Suchmaschine gemeint. Mit der ringsum eingebetteten Werbung verdient Google Milliarden. Jeder Klick auf ein Inserat bringt Google etwa 20 bis 50 Euro Cents. Für manche Klicks werden gar bis zu 50 Euro und mehr bezahlt. Die erzeugten Informationen sind aber dennoch öffentliche Güter, jedenfalls solange Google dafür kein Geld vom Nutzer verlangt (*).

N.B. Auf den eigenen Seiten hat Google übrigens keine Werbung. Selbst die teuerste Werbefläche der Welt, die Google Frontpage, wird nicht verkauft. Google sagt “We Love White”. Das ist clever. Nervige Werbung sollen andere auf ihren Seiten haben.

Wie mir kürzlich bei einem Besuch im europäischen Hauptquartier in Zürich demonstriert wurde, stellt Google weitere nützliche Tools bereit. So gibt es beispielsweise eine nette Möglichkeit, um die Mediennutzung zu untersuchen. Die Frage lautet: Nutzen die Leute das Fernsehen und das Internet unabhängig von einander oder benutzen sie beide Medien gleichzeitig?

Ein interessanter Hinweis ergab sich eher zufällig im November 2008. In der Show “Wer wird Millionär?” wurde gefragt, welches Tier monophag sei. Im selben Moment explodierten die Suchanfragen nach dem Begriff monophag bei Google in Deutschland. Weder vorher, noch nachher wurde der Begriff derart oft gesucht. Dies lässt sich im Tool “Google Insights” leicht feststellen und belegt die gleichzeitige Nutzung von TV und WWW sehr eindrücklich.

Weil die Suchanfragen zudem nach Bundsländern gegliedert sind kann man zudem erkennen, dass die abendliche Internetnutzung in den neuen Bundesländern (noch) deutlich geringer ist, als in den alten. Aus Sicht der Internetprovider besteht da möglicherweise noch Marktpotential. Aber vielleicht liest man im Osten ja lieber Bücher.

Die grundsätzliche Hypothese der “Google Forschung” mit solchen Tools (vgl. auch Trends) ist, dass die Entwicklung der Suchanfragen in etwa jener der Nachfrage entspricht. Das muss nicht sein, ist aber sicher ein Hinweis. Will man z.B. herausfinden wie sich das Interesse am Heimlieferdienst der Migros (LeShop.ch) entwickelt, kann man dies bei Google Insights gut beobachten. Auch sieht man Auswirkungen von Werbecampagnen. Ob damit auch zusätzliche Umsätze genreriert werden, weiss allerdings nur die Migros selbst.

Man sieht bei Insights übrigens auch, nach welchen änhlichen Begriffen gesucht wurde. So haben manche nach dem Begriff “LeShop Coop” gesucht, obwohl es sich um ein Migros Angebot handelt. Das hat wohl auch Coop gemerkt. Wenn man nach “Coop le shop” googelt, bekommt man jetzt Coop@home als erstes Ergebnis, das Lieferangebot von Coop.

Ach ja, was heisst eigentlich monophag? Schon gegoogelt?

Monophag sind Tiere, die sich nur von einer einzigen Organismenart ernähren, z.B. Koalas, die nur Eukalyptus fressen. Schreibt man nun Eukalipthus, Eukalypthus oder Eukaliptus? – Google weiss die Anwort… und liefert damit noch ein öffentliches Gut. Und weil sich Google ausschliesslich von Informationen ernährt, isst Google selbst auch monophag.

*) Fussnote für meine Studierenden: Ja, Sie haben recht, streng genommen ist die Dienstleistung von Google ein natürliches Monopol, weil keine Konkurrenz im Konsum, aber prinzipiell eine Ausschlussmöglichkeit besteht. Sofern Google aber auf letztere verzichtet, produziert es/sie/er aber ein öffentliches Gut, nämlich frei verfügbares Wissen über die Inhalte des Internets.

Kommentare

Den Nutzen, welchen Google für unsere Gesellschaft bringt, steht sicher ausser Frage. Die klassische Suchmaschine, kostenlose Email-Konten und Google Maps sind genauso nützlich wie die daraus abgeleiteten Möglichkeiten für Werbung und Analyse.

Google hat sich ja das Motto “dont be evil” auf die Fahnen geschrieben und verspricht auch, die gesammelten Daten nicht unlauter zu verwenden. Aber die Google-Dienste vernetzen Interessen, Kontakte, Kommunikation und Bewegung einer Person zu einem sehr informativen Profil. Und auch wenn Google beteuert, diese Informationen nicht zu personalisierten Profilen zusammenzuführen: Auch ohne Personalisierung lassen sich aus diesen Informationen viel weitereichendere Prognosen stellen, als es mit Insight möglich ist. Ein Unternehmen, dass derartige Möglichkeiten besitzt, ist mir nicht geheuer. Und auch der Gedanke, dass diese Möglichkeiten auch für Regierungen von Interesse sein dürften, die sich auch schon in der Vergangenheit private Unternehme für ihre Ziele zunutze gemacht hat, gefällt mir nicht. Die USA sind alles andere als zimperlich, wenn es Abhöreinrichtungen (Echelon) geht. Weshalb sollten sie sich nicht auch die Möglichkeiten von Google zunutze machen? Ob damit nun Terroristen verfolgt, verdächtige Bürger beobachtet oder aufkommende Trends zur Unterstützung der nationalen Wirtschaft analysiert werden… Geheuer ist das nicht. Orwell lässt grüssen.

Aloha Mister Slembeck. Ich bin per Zufall auf Ihren Blog gekommen, interessante Sache! Da ich leider mittlerweile keinen Unterricht mehr bei Ihnen habe, kann ich Ihren Gedanken nun hier folgen ;-)

Coop@home scheint wohl eine gute Landingpage für die Suche “Le Shop Coop” gebastelt zu haben, damit sie die erste Position belegen. Das spricht für Namics, welche Coop@home als Agentur betreut.

[...] Die Themen sind ziemlich breit, von Google über den Ärtzestreik bis hin zur UBS, natürlich immer in Bezug zur Volkswirtschaft. Für Studenten gibt es auch noch zusätzliche Hinweise, wie zum Beispiel beim Artikel Google is(s)t monophag: [...]

Hinterlasse einen Kommentar

Dein Kommentar:

Kategorien